In einer Hommage mit Kammermusikwerken Rihms gedachte das Münchner Orff-Zentrum jetzt des großen Komponisten und Lehrers. Denn viele Komponisten und Musiker hat Rihm beeinflusst und geprägt im Lauf seiner langen Lehrtätigkeit.
© Jan Adamiak

Orff meets Rihm in München

Eine Wolfgang-Rihm-Hommage im Münchner Orff-Zentrum

Von Robert Jungwirth

(München, 3. Juni 2025) Im vergangenen Jahr ist Wolfgang Rihm im Alter von 72 Jahren gestorben – überraschend und viel zu früh. Zweifellos war Wolfgang Rihm einer der maßgeblichen Komponisten des letzten Drittels des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. In einer Hommage mit Kammermusikwerken Rihms gedachte das Münchner Orff-Zentrum jetzt des großen Komponisten und Lehrers. Denn viele Komponisten und Musiker hat Rihm beeinflusst und geprägt im Lauf seiner langen Lehrtätigkeit.

Natürlich geht es im Orff-Zentrum immer auch um den Namensträger der Einrichtung und so erfuhr man an dem Abend durch den ehemaligen Rihm-Schüler und Assistenten Peter Tilling von Rihms großer Achtung vor der Innovationskraft Orffs. Besonders schätzte er dessen Musiktheaterwerke, in denen er eine große Modernität erkannte. Damit hat es sich dann aber auch schon weitgehend mit den Bezugs- und Verbindungspunkten zwischen beiden.
Doch kombinierte der Cellist, Dirigent und Ensemble-Leiter Tilling in dem von ihm gestalteten Programm Werke beider Komponisten auf ebenso verblüffende wie interessante Weise miteinander: drei Stücke aus der „Musik für Kinder“ bzw. aus dem Spielbuch für Xylophon von Orffs Mitarbeiterin Gunhild Keetman im Wechsel mit Rihms „3 Vorspielen zu einer Insel“ für Flöte, Violine und Schlagzeug von 2003.

Das übrige Programm bot einen spannenden Überblick über verschiedene Schaffensphasen Rihms, angefangen mit dem frühen, aber ungemein tiefschürfenden, reduzierten Stück „deploration“ von 1973 für Flöte, Cello und Schlagzeug – das man beim unvorbereiteten Hören auch für ein Spätwerk halten könnte. Und dem nah an die Schönberg-Schule heranklingenden Stück Linie VI für Altflöte, Violine und Cello, das eher spät, nämlich 2004 entstanden ist. Man hätte es auch als früheres Werk ansehen können. Aber wie immer bei Rihm – er lässt sich eben nicht festlegen auf eine bestimmte Ästhetik oder gar Schule.

So interessant und kompetent dargeboten das Programm dieser Hommage durch das ensemble risonanze erranti mit und unter Peter Tilling war – weitete dieser es durch zusätzliche Werke anderer zeitgenössischer Komponisten thematisch und auch was die Dauer betraf zur sehr aus und verwässerte damit Stringenz und Wirkung. Auch Orffs Cantus-Firmus-Sätze nach zehn alten Melodien passten hier nicht wirklich. Stattdessen hätte man vielleicht besser die gemeinsame Inspiration durch die Schönberg-Schule thematisieren können.